Naturschutz in der Praxis
Praktischen Naturschutz betreibt die Biotop-Arbeitsgruppe des BUND Hemsbach/Laudenbach schon seit vielen Jahren mit guten Erfolgen. Um die Pflegegrundstücke regelmäßig betreuen zu können, suchen wir ständig Leute, die mithelfen wollen. Die meisten Tätigkeitsbereiche der BUND Biotop AG befinden sich innerhalb des Europäischen Natura 2000 Gebiets Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim (Übersichtskarte).
Unsere Einsatz-Orte
Alteberg
Botanische Raritäten in Trocken- und Magerrasen.
Am Alteberg tritt das kristalline Grundgebirge (Granodiorit) zutage, das von einer mehr oder weniger mächtigen Lössauflage bedeckt ist, die durch Erosion stellenweise sehr dünn bzw. vollständig abgetragen ist. Hier treten dann Felsblockpartien zu Tage. Durch das vorhandene Geländerelief können mikroklimatisch erhebliche Unterschiede auftreten, was insbesondere für das Vorkommen verschiedener Pflanzengesellschaften von Bedeutung ist.
Bedingt durch die in weiten Teilen bestehende Kleinparzellierung hat sich in Verbindung mit wechselnden Nutzungsintensitäten ein kleinstrukturiertes, vielfältiges Gebiet entwickelt. So finden wir Gehölzbestände, Streuobstwiesen, und kleinflächigen Obst-, Wein- und Kleingärten, die von hangparallelen Wegen durchzogen ist. Die von Obstbäumen bestandenen Flächen werden nur wenig oder gar nicht genutzt.
Das artenreiche Wäldchen auf der Kuppe (Oberer Alteberg) und die es umgebenden Wiesen wurden 2007 auf Initiative der BUND-Ortsgruppe von der Stadt Hemsbach zusammen mit großen Wiesen in der Berling erworben. Letztere werden zweimal im Jahr von einem Wanderschäfer mit einer Herde Schafe durchzogen und teilweise auch gemäht.
Ein Teil der brachgefallenen Grundstücke wurde dem BUND freundlicherweise seit 1985 von den Eigentümern verpachtet und wird seitdem von der BUND Biotoparbeitsgruppe gepflegt. Die Pflegemaßnahmen beziehen sich vor allem auf die Offenhaltung der Grundstücke, Böschungen und Weinbergsmauern. Zu diesem Zweck wird ein- bis zweimal im Jahr gemäht.
Amphibienleitanlage an der B3
Während der Laichwanderung vom Vorgebirge in das Feuchtgebiet Rohrwiesen/Gänswiesen, wurden auf der B3 zwischen Hemsbach und Laudenbach jedes Jahr Tausende von Fröschen, Kröten und Molchen überfahren. Engagierte Umweltfreunde fingen Anfang der 80er Jahre damit an, während der Hauptwanderzeiten die Tiere direkt von der Straße einzusammeln, was mitunter nahezu lebensgefährlich war. Aus dieser Aktion heraus wurde 1982 die BUND-Ortsgruppe Hemsbach/Laudenbach ins Leben gerufen. Die Amphibien finden Ihren Weg inzwischen selbstständig und brauchen unsere Unterstützung fast nicht mehr. Entlang der fest installierten Schutzzäune auf beiden Straßenseiten gelangen Sie zu den Tunnelröhren, durch die sie unbeschadet zu ihren Laichplätzen ins Feuchtgebiet und wieder zurück wandern können. Auch die Jungtiere gehen diesen Weg, wenn sie erwachsen genug sind.
Leider ist der Amphibienbestand in den letzten Jahren dramatisch zurück gegangen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Trockenheit und Insektenschwund sind nur zwei davon.
BUND-Wiese
Auf einem vom BUND erworbenen Grundstück findet man eine der artenreichsten und auch optisch schönsten Laudenbacher Magerwiesen. Jedes Jahr im Frühling und im Herbst wird sie gepflegt, das heißt gemäht und das Mähgut abgeräumt. Damit soll Verbuschung vorhindert und Nährstoffe ausgetragen werden. Balkenmäher und Motorsense kommen zum Einsatz. Gebraucht werden Helfer hauptsächlich zum Zusammenrechen und Wegbringen des Mähguts.
Ladenburger Leppe
Letzter Wiesenbereich.
In der Hemsbacher Flur "Ladenburger Leppe" östlich der Weschnitzsiedlung (Aussiedler-Bauernhöfe) und südlich der Hüttenfelder Straße befinden sich die schönsten und artenreichsten noch erhaltenen Wiesen Hemsbachs. Die BUND-Ortsgruppe hatte zwei von ihnen Anfang der 90-er Jahre von der Stadt Hemsbach gepachtet um ihren Umbruch zu verhindern. Eine der Wiesen wird jetzt nach Naturschutzvorgaben im Auftrag der Stadt Hemsbach von einem Hemsbacher Landwirt gemäht. Für Bodenbrüter bleiben Altgrasstreifen stehen. Die zweite ist weiterhin Pachtfläche des BUND. Sie dient einem Wanderschäfer als Stützpunkt bei seiner Wanderung von der Bergstraße über die Weschnitz-Dämme Richtung Biblis und zurück.
Naturdenkmal (ND) "Taubenkopf Laudenbach"
Rückzugsraum für seltene Pflanzen und Tiere.
Das nur einen halben Hektar große Naturdenkmal Taubenkopf wurde 1982 unter Schutz gestellt. Es handelt sich trotz seiner Kleinheit um ein wichtiges Rückzugsgebiet von seltenen Pflanzen- und Tierarten. Kleinflächig finden sich Trocken- und Halbtrockenrasen. Granodiorit tritt an der Stelle eines ehemaligen Steinbruchs offen zu tage. Den größten Teil der Fläche nimmt jedoch ein locker bestandenes Espen-/ Birkenwäldchen ein. Die wenig konkurrenzfähigen Pflanzenarten des Taubenkopfs breiten sich immer wieder in die Umgebung aus wenn die dort anzutreffenden Bedingungen ihnen zusagen. Das Naturdenkmal wird jährlich im Januar von der Biotop-Arbeitsgruppe gemäht und das Mähgut wird von der Gemeinde Laudenbach abgefahren.
Naturschutzgebiet (NSG) "Rohrwiesen und Gänswiesen Hemsbach"
Sumpfgebiet zwischen Hemsbach und Laudenbach.
Das Naturschutzgebiet Rohrwiesen und Gänswiesen ist ein Rest des ehemaligen Bergstraßen-Neckars und ist noch heute dem Grundwasser nahe. Zusätzlich erfolgen Einleitungen aus dem Pumpwerk des Abwasserverbandes, dem Regenüberlauf der Kanalisation Hemsbachs, dem Hemsbach und Bächen aus dem Bergstraßenhang. Teile des Gebietes stehen in den meisten Jahren, zumindest vom Winter bis in den Sommer hinein, unter Wasser.
In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts dehnte sich das Sumpfgebiet noch von fast der heutigen Hemsbacher Richard-Wagner-Straße bis nach Laudenbach und von der Eisenbahnlinie bis fast zur Bergstraße aus. Das "NSG Rohrwiesen und Gänswiesen" ist somit eines der letzten Relikte der prähistorischen Neckaraue-Landschaft.
Trotz jahrhundertelanger Nutzung des Gebiets hat sich der Charakter des Sumpfgebiets, insbesondere nach Überschwemmungen erkennbar, nie ganz verloren. Neben offenen Wasserflächen mit Wasserlinsen- und Schwimmblattgesellschaften, Röhrichten und Großseggen-Rieden, Weidengebüschen und Gesellschaften des Erlenbruchwaldes finden sich ausgedehnte Hochstauden- und Grasfluren. Es stellt durch diese Vielfalt ein gutes Nahrungs-, Brut- und Rückzugsbiotop für zahlreiche Tierarten dar. Hervorzuheben sind vor allem die Vogel-, Insekten- und Amphibienvorkommen. Die Unterschutzstellung verfolgt das Ziel diesen Zustand zu erhalten und soweit möglich noch zu verbessern.
Pflegemaßnahmen und -ziele: Seit 1994 werden Pflegemaßnahmen durchgeführt, wodurch vor allem die Verbuschung zurückgedrängt wird, sowie Wasser und Wiesenflächen offen gehalten werden. Zu diesem Zweck wurden zunächst von der BUND Biotop AG Teilflächen entbuscht bzw. einmal im Jahr gemäht. Seit 2006 wird die Pflege von der Oberen Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium) organisiert. Zunächst wurden Teilflächen von Landwirten gemulcht, inzwischen mit Rindern bzw. Ziegen beweidet. Nach wie vor sind BUND-Mitglieder bei der Koordination der Pflegemaßnahmen einbezogen.
Infotafeln am NSG: Auf Anregung und mit Unterstützung des BUND erarbeitete 2013 eine Gruppe von Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Schiller-Werkrealschule unter Leitung von Lehrer Hubert Brand Informationstafeln zur Geschichte der Rohrwiesen/Gänswiesen und ihres Artenbestands. Die Finanzierung teilten sich die Stadt Hemsbach und der Geopark Bergstraße/Odenwald.
Das NSG ist Teil des Natura 2000 Gebiets Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim.
Naturschutzgebiet (NSG) "Schafhof/Teufelsloch Hemsbach"
Ein bemerkenswertes Tal mit seltenen Arten.
Das 35 Hektar große Hemsbacher Naturschutzgebiet "Schafhof / Teufelsloch" wurde 1990 auf Initiative der BUND-Ortsgruppe Hemsbach/Laudenbach vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Hemsbach erworben und unter gesetzlichem Schutz unterstellt. Es handelt sich um den oberen Teil eines typischen Seitentals, das sich von der Bergstraße in den Odenwald erstreckt. Nördlich des das Tal durchquerenden Verbindungswegs an süd- und südwestexponierten Hängen breiten sich Magerrasen, Halbtrockenrasen und kleinflächig Trockenrasenfluren aus. Eine Besonderheit ist in diesen Bereichen zweifelsohne ein großes Vorkommen des sehr seltenen Braunen Mönchskrauts (Nonea erecta Bernh.). Die südlich des Wegs gelegenen Wiesen-, Auewald- und Schilfbereiche sind dagegen feucht bis sumpfig. Durch diese Vielfalt an Lebensräumen bietet das NSG "Schafhof/Teufelsloch" einer großen Zahl von Pflanzen- und Tierarten mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen Lebensraum.
Der größte Teil der Flächen wird im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde zweimal im Jahr (Frühling und Herbst) von einem Wanderschäfer mit seiner Schafherde beweidet und teilweise zusätzlich im Sommer gemäht. Andere Teilflächen werden von einem Landwirt als Acker bzw. Rinderweide genutzt.
Die BUND Biotop-Arbeitsgruppe hält in einem Bereich ehemaliger Obstgarten-Terrassen hervorragend erhaltene Trockenmauern von Verbuschung frei. Weiterhin sorgt sie in jedem Frühjahr für die Funktionsfähigkeit einiger Tümpel in denen Amphibien ablaichen.